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SPIRITUALITÄT ALS BESTANDTEIL DES AUSBILDUNGSPROZESSES VON MEDIZINSTUDENTEN

Dieser Artikel widmet sich der Diskussion über Spiritualität im Zusammenhang mit der Vermittlung einiger Aspekte der spirituellen Betreuung an Studierende der medizinischen Hochschulausbildung. Unserer Meinung nach ist es äußerst wichtig, spirituelle Grundkompetenzen zu vermitteln, wie z.B. die Fähigkeit, die spirituellen Bedürfnisse des Patienten einzuschätzen, Methoden der spirituellen Unterstützung und die Entwicklung von Fähigkeiten des aktiven Zuhörens, was zu einer deutlichen Verbesserung der Qualität der medizinischen Versorgung beitragen wird.
Schlüsselwörter: Medizinische Hochschulausbildung, Spiritualität, spirituelle Betreuung, Kompetenzen.

Kravchun P. G.
Doktor der medizinischen Wissenschaften, Professor, Leiter der Abteilung für Innere Medizin Nr. 2 für Klinische Immunologie und Allergologie, benannt nach Akademiemitglied L. T. Malaya,
Nationale Medizinische Universität Charkiw, Charkiw, Ukraine

Zaikina T. S.
Doktorin der Medizin, außerordentliche Professorin der Abteilung für Innere Medizin Nr. 2 für Klinische Immunologie und Allergologie, benannt nach Akademiemitglied L. T. Malaya,
Nationale Medizinische Universität Charkiw, Charkiw, Ukraine

10.34142//2708-4809.SIUTY.2022.93

Eine umfassende persönliche Entwicklung ist ohne ihre geistige Komponente nicht möglich. Dieser Prozess dauert ein Leben lang, aber sein Fundament wird in der Kindheit und Jugend gelegt. Eine besondere Rolle kommt dabei den Bildungseinrichtungen zu, die logischerweise eine gewisse Verantwortung für die Entwicklung grundlegender geistiger Werte wie Liebe, Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Streben nach Gerechtigkeit, Toleranz und Geduld tragen. Diese Schlüsselwerte bilden das bekannte Konzept der “Menschlichkeit” und sind für die Angehörigen der Gesundheitsberufe unerlässlich.

Ziel ist es, zu zeigen, dass Spiritualität ein integraler Bestandteil der Ausbildung zukünftiger Ärzte ist.

Die Hauptaufgabe eines Arztes besteht darin, die Gesundheit des Menschen zu erhalten. Die von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagene Definition von “Gesundheit” umfasst nicht nur einen Zustand des vollständigen körperlichen, sondern auch des geistigen und sozialen Wohlbefindens [8].

Angesichts der Bedeutung dieses Konzepts als wichtige Dimension der Gesundheit empfahl die Weltgesundheitsorganisation, das Studium von Spiritualität und spiritueller Unterstützung in die Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern in der medizinischen Ausbildung aufzunehmen [3; S. 78].

Jüngsten Umfragen zufolge haben etwa 59 % der britischen und 90 % der amerikanischen medizinischen Fakultäten einen Kurs über Spiritualität in ihre Lehrpläne aufgenommen [1; S. 195; 3, S. 78].

Das Konzept der “Spiritualität” im Allgemeinen und in der medizinischen Hochschulausbildung im Besonderen ist jedoch recht abstrakt. Daher führt seine Verwendung in verschiedenen Kontexten oft zu unterschiedlichen Auffassungen [5; S. 179].

Nach Puchalski ist Spiritualität ein Aspekt des Menschseins, der die Einstellung eines Menschen zum Leben, die Suche nach seinem Sinn sowie die Selbstwahrnehmung im Moment, in der Kommunikation mit anderen Menschen, der Natur und dem Übernatürlichen widerspiegelt [6; S. 885]. Spiritual Care wiederum sollte sich in der bedingungslosen Achtung der Würde der Patienten durch die Angehörigen der Gesundheitsberufe, im Aufbau offener, vertrauensvoller und ehrlicher Beziehungen zwischen den Angehörigen der Gesundheitsberufe und den Patienten sowie in der Förderung der Hoffnung bei den Patienten niederschlagen [7; S. 19].

Trotz der unbestrittenen Bedeutung einer solchen Innovation gibt es immer noch Debatten darüber, welche Inhalte in diesem Kurs gelehrt werden sollten und welche Lehrstrategien verwendet werden sollten [2; S. 54]. Eine retrospektive Analyse der durchgeführten Studien hat gezeigt, dass eine klare Definition von Begriffen wie Spiritualität, spirituelle Gesundheit, spirituelle Pflege sowie die Einbeziehung von Aspekten der Spiritualität wie kulturelle und soziale Vielfalt, Ethik und Gerechtigkeit in den Lehrplan notwendig sind. Darüber hinaus ist es äußerst wichtig, grundlegende spirituelle Kompetenzen zu vermitteln, wie z. B. die Fähigkeit, die spirituellen Bedürfnisse des Patienten einzuschätzen, Methoden der spirituellen Unterstützung oder der Seelsorge und die Entwicklung von Fähigkeiten zum aktiven Zuhören, die für die spirituelle Betreuung während der Patientenbehandlung erforderlich sind [4; S.1043]. Diese Kenntnisse und Kompetenzen sind in medizinischen Bereichen wie der Geriatrie und der Palliativmedizin von besonderer Bedeutung.

Den Forschern zufolge sollte die führende Rolle unter den Strategien zur Vermittlung dieser Inhalte den Methoden des Brainstormings, des Rollenspiels, der Fallmethode, der Selbstreflexionsübungen, der Diskussionen in Seminaren und der Einbeziehung von Gastrednern zukommen [4; S. 1048]. Dieser Ansatz hat sich als wirksam erwiesen, wenn es darum geht, den Studierenden in der medizinischen Hochschulausbildung die Bedeutung der spirituellen Begleitung von Patienten und ihre Rolle dabei bewusst zu machen sowie spezifische Fähigkeiten zur Bereitstellung dieser spirituellen Begleitung zu erwerben.

Die Einführung eines solchen Kurses wird den Medizinstudenten helfen, eine wichtige Kompetenz zu erwerben – die Fähigkeit, ganzheitliche Pflege nicht nur in der physiologischen, sondern auch in der spirituellen Dimension zu leisten, was es ermöglichen wird, den berühmten Aufruf von Sokrates umzusetzen, nicht nur den Körper, sondern auch die Seele zu behandeln.

Liste der Referenzen

1. Herschkopf M., Jafari N., Puchalski C. Religion und Spiritualität in der medizinischen Ausbildung (Online-Ausgabe). Oxford Academic. 2017. № 1. Р. 195-214. DOI: https://doi.org/10.1093/med/9780190272432.003.0013.
2. Lambie D., Egan R., Walker S. et al. How spirituality is understood and taught in New Zealand medical schools. Palliative and Supportive Care. 2013. № 13 (01). Р. 53-58. DOI: https://doi.org/10.1017/S147895151300062X.
3. Lucchetti G., Lucchetti A. L. G., Espinha D. C. M. et al. Spiritualität und Gesundheit in den Lehrplänen der medizinischen Fakultäten in Brasilien. BMC Med Education. 2012. № 12. 78. DOI: https://doi.org/10.1186/1472-6920-12-78.
4. Mthembu T. G., Wegner L., Roman N. V. Teaching spirituality and spiritual care in health sciences education: a systematic review. African Journal for Physical Activity and Health Sciences. 2016. № 22. Р. 1036-1057.
5. Nahardani S. Z., Ahmadi F., Bigdeli S. et al. Spirituality in medical education: a concept analysis. Med Health Care and Philosophy. 2019. № 22. Р. 179-189. DOI: https://doi.org/10.1007/s11019-018-9867-5.
6. Puchalski C., Ferrell B., Virani R. et al. Improving the quality of spiritual care as a dimension of palliative care: the report of the Consensus Conference. Zeitschrift für Palliativmedizin. 2009. № 12 (10). Р. 885-904. DOI: https://doi.org/10.1089/jpm.2009.0142.
7. Sawatzky R., Pesut B. Attribute der spirituellen Pflege in der Pflegepraxis, Journal of Holistic Nursing. 2005. № 23 (1), 19-33. DOI: http://dx.doi.org/10.1177/0898010104272010, PMid:15665264.
8. Offizielle Website der Weltgesundheitsorganisation URL: https://www.who.int/data/gho/data/major-themes/health-and-well-being (Zugriff am 29.10.22).